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»Mind Control« setzt die Geschichte des Privatermittlers Bill Hodges und seines unglaublich bösen Gegners Brady Hartsfield fort. Zwar hat Holly Gibney, die ebenso liebenswerte wie komplizierte Partnerin Bill Hodges', dem Mercedes-Killer seinerzeit mit einem Socken voller Stahlkugeln körperlich für dieses Leben schachmatt gesetzt. Aber Brady Hartsfield nutzt genügend geistiges Potenzial, um sich auch im dritten Band die Aufmerksamkeit seiner Umgebung zu sichern.

Brady Hartsfield ist bei Bewusstsein – mit tödlichen Kräften

Während der Jahre in einer Art Wachkoma und später am Gehwagen in der Reha hat er seinen Radius längst erweitert. Er dringt in den Verstand anderer Menschen ein und übernimmt die Kontrolle über deren Wahrnehmen, Denken und Handeln. Der Schlüssel dazu ist eine längst überholte Spielkonsole mit einer Demo, in der Fische eine besondere Rolle spielen. Wen Brady Hartsfield auf diese Weise »anzapft«, den kann er anschließend bis hinein in den Selbstmord führen.

Solche Gedanken finden Bill Hodges' Nachfolger bei der Polizei dermaßen abstrus, dass sie seine Hinweise zunächst übergehen. Der Mercedes-Killer liegt schließlich nahezu unbeweglich im Krankenhaus und kann weder Mörder von Jugendlichen und Erwachsenen sein noch deren Selbstmord veranlasst haben.

Bill Hodges dagegen fürchtet, seinen letzten Fall mit ins Grab nehmen zu müssen. Noch überspielt er die Schmerzen in seinem Oberbauch, aber noch während sein Arzt ihm einen heimtückischen Krebs der Bauchspeicheldrüse offenbart, mehren sich die Hinweise, dass der Mercedes-Killer sein Dasein in einem Wirtskörper fortsetzt und ein teuflisches Abonnement auf das ewige Leben aktiviert haben könnte.

Stephen King (* 1947) ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von »Mind Control« ein später 60-er. Das ist ein ehrbares Alter für eine lebende Schreibmaschine, der die Geschichten einfach nicht ausgehen. Dass er sich so intensiv mit dem Abgesang auf Bill Hodges beschäftigt, beunruhigt mich als ein Leser, denn Stephen King lebt mit seinen Geschichten und den Helden darin. Und er pflegt über sie einen Dialog mit seinen Lesern.

So hat er bereits für den »Basar der bösen Träume« eine Kurzgeschichte über einen Kindle-Reader freigegeben, der Einfluss auf die Vergangenheit und Gegenwart seiner Nutzer nimmt. Dieses Motiv finden wir in »Mind Control« wieder. Schon über einen Bildschirmschoner könnten hypnotische Botschaften vermittelt worden sein.

»Mind Control« bestätigt, dass Stephen King die Ideen für den neuen Horror nicht ausgehen. Der King-Roman könnte auch als Warnung verstanden werden, alten wie auch neuen Medien zu viel Einfluss auf das eigene Leben zu gewähren. Denn was uns aktuell von den Hard- und Softwarehäusern für die Bewältigung des Alltags angepriesen wird, setzt sich ganz einfach über die Frage hinweg, ob wir diese Hilfen für den Alltag überhaupt brauchen.

»Mind Control« ist ein intensiver Tusch für den verdienten Bill Hodges und sein treues Team. Stephen King verabschiedet sich wertschätzend von seinem Ermittler. Und er lässt offen, ob uns Holly Gibney und Jerome Robinson wiederbegegnen werden.



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