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Josef Wilfling – UnheilJosef Wilfling
Unheil

KEN. Es fällt schwer, die Nachricht als gut zu bezeichnen: Von 1993 bis 2010 sank die Zahl der jährlich versuchten und vollendeten Tötungsdelikte von 1465 auf 814. Dass trotzdem noch immer jeder zum Mörder werden kann, behauptet der Münchner Ermittler Josef Wilfling in »Unheil«.

 
 

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Unter der Vorgabe, ihn zu betreuen, vertreibt eine Pflegerin die Freunde eines gesunden, alten Manns, füttert ihn mit Überdosen von Medikamenten und lässt ihn nahezu verhungern. Ein 21-jähriger Faulpelz köpft seine Mutter mit einem Samuraischwert, während diese am Küchentisch Stellenanzeigen für ihren Sohn durchsucht. Im Zimmer nebenan schaut der Vater Formel I und bekommt nichts von der grausigen Tat mit. Der Sohn wird versuchen, ihm den Mord in die Schuhe zu schieben.

Fälle des Mordermittlers aus München

Eine junge Frau wird seit ihrem vierten Lebensjahr von ihrem Vater sexuell missbraucht und pflegt den später an Krebs Erkrankten selbst dann noch, als der ihre 18-jährige Freundin in der nunmehr eigenen Wohnung sexuell belästigt. Kaum 20, findet sie endlich den Mut, ihre Mutter zu fragen, warum sie ihr nie geholfen habe. Die Antwort kränkt sie so sehr, dass sie ihre Mutter mit dem Gürtel eines Bademantels erdrosselt. Der gehörte dem Vater und liegt seit dessen Tod noch immer auf dem Ehebett der Eltern, auf dem das Mädchen jahrelang täglich missbraucht wurde.

Josef Wilfling beschreibt nicht nur die Fälle, sondern auch sein Entsetzen wegen der Kaltblütigkeit der meisten Mörder. Und er teilt sein aufrichtiges Mitleid mit der missbrauchten jungen Frau. Ja, er freut sich, dass die Gerichte zu ihren Gunsten auf eine geringere Freiheitsstrafe entschieden. Genauso so aufrichtig steht er dazu, wenn jemand wegen chronischer Untreue zu gleich mehreren Frauen und dem Mord an einer Geschwängerten lebenslänglich hinter Gittern sitzen muss.

»Unheil« ist der Stoff, aus dem »Tatort«-Autoren ganze Serien schreiben könnten - wäre es nicht ein so trauriger Report aus der Wirklichkeit. Die Tötungsdelikte sind im Lauf der Zeit weniger geworden, auffälligerweise zum Beispiel die Morde an Prostituierten nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Deutschland, von denen viele noch in Vietnam gedient hatten. Trotzdem steigt die Zahl der Raube, die mit körperlicher Gewalt enden. Immer mehr Ältere sind entsprechend der Bevölkerungsentwicklung unter den Opfern.

Mörder gibt es in jeder Bildungsschicht, unter Angehörigen aller Berufe, unabhängig vom Alter und Geschlecht. Dass jeder zum Mörder werden kann, ist keine Entschuldigung, und der Untertitel in diesem Sinn ziemlich unglücklich. Leider bedient das Buch mit Geschichten aus dem Alltag Josef Wilflings, der inzwischen im Ruhestand ist, eben auch die voyeuristische Lust am Grauen. Ich bin jedoch froh, dass sich die Ermittlungsmethoden verbessert haben. Denn die Statistiken sagen nichts darüber, wie hoch die Zahl der nicht entdeckten und damit bis auf Weiteres ungelösten Fälle ist.



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