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Winfried Schröter - Führ mich, Chef! Winfried Schröter
Führ mich Chef

KEN. Winfried Schröter stellt in seinem Buch fünf Methoden vor, mit denen jeder seiner Überzeugung nach mehr Führungsstärke und eine bessere Menschenkenntnis haben wird. Egal ob im Beruf, privat und überhaupt. Hat er den Stein der Weisen im Führungswesen damit gefunden?

 
 

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Ich denke, es geht auch ein bisschen kleiner – und würde sich trotzdem gut verkaufen. Schröters Zielgruppe sind ausdrücklich Chefs, wie er im Verlagsinterview zum Buch sagt. Andererseits führen auch Trainer in Sportvereinen oder Eltern ihre Kinder sowie Lehrer ihre Schüler.

Methoden für mehr Führungsstärke und bessere Menschenkenntnis

  1. Vorbild sein: über das menschliche Grundbedürfnis nachzuahmen Wertschätzung finden;
  2. Status: auf drei Status-Ebenen situativ adäquate Kommunikationssignale geben;
  3. Face-Reading: mit der Königsdisziplin der Menschenkenntnis gutes Miteinander pflegen;
  4. Bildanalyse: mit sieben Symbolen wie die Sonne Charakteristika des Gegenüber analysieren;
  5. Suggestive Hebel: mit sieben suggestiven Hebeln, sachdienlich und positiv manipulieren.

Winfried Schröter nennt diese Methoden »die fünf Schritte für den richtigen Umgang und die erfolgreiche Führung von Menschen«. Kann sein. So verstehe ich sehr wohl, dass wir »nicht nicht kommunizieren können«, wie der Kommunikationspsychologe Paul Watzlawick (1921- 2007) sagte. Und sehr wahrscheinlich nehmen wir dabei Einfluss – als Führungskräfte am besten zugunsten eines unternehmerischen Ziels.

Winfried Schröter passt das Watzlawick-Zitat großzügig an: Man könne nicht nicht manipulieren. Und wenn die Chefs das eh schon tun, sollten sie sich darin mit Methoden der Psychologie bis hin zur Hypnose verbessern. »Face-Reading«, eine immer wieder sprudelnde Quelle für Urteile und Vorurteile, die jetzt eben neu und englisch heißt, gehört dazu. Der Deutsche Carl Huter (1861-1912) war sicher nicht der erste Gesichterleser. Seine »Psycho-Physiognomik« lebt nach dem Tod seines Schülers Walter Alispach (1908-1998) im Schweizerischen Verein für Menschenkenntnis bis heute weiter. Aus den USA schwappt seit Jahren, verstärkt durch eine erfolgreiche Krimireihe, die Mimik-Resonanz-Methode herüber. 

Es gibt aktuell einen auffälligen Boom und offenbar einen Bedarf an »ultimativen« Methoden für einen schnellen Zugang zur Menschenkenntnis. Die Angebote setzen sich selten mit den Motiven derjenigen auseinander, die uns auf möglichst elegante Weise »erkennen« wollen, ohne deshalb gleich Psychologie studieren zu müssen.

Abgesehen davon, dass Schröters Methoden eine lange Geschichte haben, hat er sie lediglich für seine Führungsthemen zusammengestellt. Das sagt er ehrlicherweise auch. Es wird außer den Chefs nicht jedem gefallen, dass Winfried Schröter vor allem eine Richtung des manipulierten Miteinanders meint, wenn er zum Beispiel von suggestiven Hebeln spricht. Der Chef, der in Fragen der Menschenkenntnis möglicherweise wirklich dazu lernen muss, kann seine mangelnde soziale Kompetenz durch Psychologie bis hin zur Hypnose ausgleichen und »sachdienlich und positiv manipulieren«. Natürlich zugunsten der Unternehmensziele.

Winfried Schröter ist dabei wichtig, dass die Chefs nicht zu viel von sich selbst preisgeben – so wie ein Zauberer alles dafür tun soll, dass er seine Geheimnisse verschweigt. Ich glaube, es könnte sich dabei oft genug herausstellen, dass die öffentliche Einfühlsamkeit lediglich angelesen ist und nichts mit wirklicher Empathie oder gar Lebenserfahrung zu tun hat.

Vielleicht hätte die Trainerlegende Vera F. Birkenbihl (1946-2011), die Winfried Schröter als seine Mentorin zitiert, ihm widersprochen und auf mehr mitmenschliche Offenheit und Gegenseitigkeit gepocht. Zudem haben die Physiognomik, ihre Vor- und Nachgänger im Lauf der Jahrhunderte gefährliche Bewegungen unterstützt. Allein die Form der Nase konnte ein Todesurteil zur Folge haben. Die Ohren sagten angeblich alles über die Seele einer Person, die Form des Hinterkopfes etwas über ihr Familienleben – oder ihre voraussehbare Karriere als Schwerverbrecher.

Die Warnungen vor solchen Deutungen kommen mir nicht nur bei Winfried Schröter zu kurz. Zu faszinierend ist anscheinend das Versprechen, dass wir den anderen zuverlässig »lesen« können. Dabei kommen wir am besten niemals auf die Idee, dass unser Gegenüber unseren Schnellkurs in Menschenkenntnis durchschaut – und ebenfalls Winfried Schröter gelesen haben könnte.

Wenn mein Mitarbeiter weiß, dass er einen Baum, ein Haus, einen Weg, eine Sonne, einen Zaun, eine Schlange und eine Axt malen soll, dann funktioniert die Methode eben nicht mehr. Vielleicht hätte der Chef sich dann doch besser auf die Analyse seiner eigentlichen Absichten konzentrieren und ein wirkliches Gespräch mit dem Mitarbeiter führen sollen.

Nicht nur Winfried Schröter bestätigt, dass die meisten Mitarbeiter zu wenig förderliche Rückmeldungen bekommen und es in Deutschland eine erbärmliche »Feedback-Kultur« gibt. Viele Mitarbeiter werfen ihren Chefs vor, dass sie lediglich die Formulare der installierten ISO-Systeme ausfüllen, ansonsten aber unfähig sind, dem Mitarbeiter im Gespräch ins Gesicht zu schauen. Wirklich auf Augenhöhe miteinander zu sprechen, das wäre meiner Meinung nach der erste Schritt für eine bessere Kommunikation in den Unternehmen. Vielleicht macht sie es sogar überflüssig, dass wir die Statusunterschiede mit den Werkzeugen der Psychologie festklopfen und »suggestive Hebel« und »Face-Reading« als Führungsmethoden überhaupt brauchen.

 

Ein Interview mit Winfried Schröter
auf buecher-blog.net finden Sie hier.



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