Sophie Andresky
Fröhliches Gevögel
KEN. Naja, ich weiß nicht. Wenn jemand ein bisschen schärfer zur Sache geht als seinerzeit Dr. Sommer in »Bravo«, dann ist er gleich ein Pornograf. Oder eine Pornografin. Sophie Andresky ist außerdem ein Pseudonym, und manchmal finde ich, liest ihr »Fröhliches Gevögel« sich so, wie es auch Männer schreiben könnten. Oder irgendwas zwischen Frau und Mann.
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Aber bleiben wir beim »sie«. Sie hat schon einige erotische Geschichten produziert, das heißt auch veröffentlicht, und mit »Vögelfrei« zuvor einen Bestseller gelandet. Sex verkauft sich in allen Schattierungen gut. Jetzt ist der Heyne Verlag mit »Fröhliches Gevögel« unterwegs, der Kolumnensammlung unter dem Namen Sophie Andresky. Wer also schon immer wissen wollte, ob Vampire die idealen Liebhaber sind, der ist hier richtig. Das Buch geht unter anderem der Frage nach, warum es nur Schwengel und Brüste in Marzipan gibt, unfairerweise aber nichts, was Frauen sonst noch im Schritt ausmacht.
Über die wichtige Frage, welche Frisuren untenrum gerade »in« sind
»Fröhliches Gevögel« und Sophie Andresky ist so wie »Angst vorm Fliegen« und Erica Jong. Klar hat die Jong in ihrem Bestseller nur einen zeitgemäßen, also einen ihrer Zeit gemäßen Roman geschrieben. Dass sie sich dafür auch in der Öffentlichkeit zeigte, machte sie glaubwürdig bis hin zu kultig. Der Jong-Roman erschien bei Fischer gebunden 1973 und damit in dem Jahr, als nach offiziellen Angaben Sophie Andresky geboren wurde. Außer auf dem Buchtitel gibt es Sophie Andresky nicht, angeblich um die Phantasie derer nicht zu stören, die darauf achten würden, ober die reale Person hinter dem Pseudonym hält, was die Bücher versprechen.
Jong war »die« Sensation in den 70ern und für damals recht mutig. Für heutige Verhältnisse wäre ihre Sprache ziemlich dezent. Sophie Andresky schreibt, wie Leute von heute sprechen würden, wenn sie sich trauen täten. Auch wenn manches, worüber sie schreibt, echt für den Arsch ist, bleibt der Text im Wesentlichen auch für die weniger anal orientierten Leser akzeptabel. Die Jugendlichen von heute sind da, wenn schon wahrscheinlich nicht im Tun, so aber in der Wortwahl bereits weiter und das nicht erst nach dem Vorglühen mit Smirnoff am Wochenende.
Andreskys »Fröhliches Gevögel« wirkt frisch, nett und so, dass sie vor 24 Uhr in den Rate- und Verkaufshows der Privatsender ausgestrahlt werden könnte. »Ficken« kennt eh jeder, und für »das da zwischen den Beinen« gibt es so viele Ausdrücke, dass jeder zumindest ahnt, worum es geht. Ratgeberisch wertvoll ist es höchstens für jene, die in Zukunft sexuell etwas sportlicher unterwegs sein wollen und dabei noch nicht auf dem neuesten Stand sind, welche Frisur untenrum gerade »in« ist.
»Was Frauen sonst noch wollen«, lautet der Untertitel des Andresky-Bands. Früher wusste nur Bauknecht, was Frauen wünschen und richtete damit Küchen ein. Wer damit schon gut ausgestattet ist oder noch bei den Eltern wohnt, kann sich auf das »sonst noch« konzentrieren. Und das reicht dann bei Andresky vom ganz enthaarten Körper und der gebleichten Po-Ritze bis hinzu der Empfehlung, beim Blasen mit den Zähnen vorsichtig zu sein. Andresky schreibt freimütig über die Vorliebe für Lecken und nähert sich nur ab und zu etwas vornehmer den Lateinern und Franzosen mit »Cunnilingus«. Und sollte es mal ein Abend zu Dritt und mehr sein, ist ein unbekanntes Pärchen Andresky lieber als zwei Kerle oder das verheiratete Paar aus der anderen Unternehmensabteilung.
Das Buch ist eine kleine Einladung für ein Gespräch unter langjährigen Paaren, die sich noch erinnern mögen. Mann und Frau dürfen es gerne gemeinsam lesen und zumindest das hier mitnehmen:
Miteinander darüber reden, was man mag, ist ausdrücklich erlaubt. Was auch immer beide tun möchten, sollte auch für beide in Ordnung sein. Springt Mann oder Frau einmal zur Seite, dann nur mit Kondom. Bei One-Night-Stands geht es immer nur und ausschließlich um das Eine, und das auch nur für die eine Nacht. Sonst hieße es anders. Zum Beispiel »lebenslänglich« oder »Bis dass der Tod euch scheidet«.