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Joost de Vries – Die RepublikJoost de Vries
Die Republik

KEN. In der Ankündigung zum Buch wurde Joost de Vries (* 1983) mit Harry Mulisch, Bob Dylan und Quentin Tarantino verglichen. »Die Republik« versprach Schonungslosigkeit, Rasanz, Humor und geheimnisvolle Anspielungen. Trotzdem hat es lange gedauert, bis ich mit den modernen »Hitleristen« des niederländischen Autors durch war.

 
 

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Josip Brik, unter Historikern ein Popstar, lebt ab, während er eigentlich abheben wollte/sollte: Sein Fenstersturz ist fast schon eine Inszenierung mit geschichtlichem Bezug – nur eben in Amsterdam statt in Prag. Ob er freiwillig auf dem Trottoir landete oder jemand nachgeholfen hat?

Die Jagd nach dem perfekten Feind

Bis zu Briks Bestattung muss der Nachwuchswissenschaftler Friso de Vos jedenfalls dessen physische und akademische Reste zusammenkehren – stets eine ordentliche Portion unter seinen eigentlichen Möglichkeiten und stets im großflächigen Schatten seines Förderers. Lediglich bei der hübschen Pippa verwaltet die rechte Hand des Meisters gerne dessen Nachlass.

Joost de Vries schreibt schön schlau, sprachlich auf hohen Hacken, wie ewige Studenten mit dem ultimativen Durchblick. Am liebsten würden sie sich lebenslang von der Alma Mater bekochen lassen und unter sich bleiben. Ich fand es schwer, den roten – oder braunen – Faden in »Die Republik« im Auge zu behalten.

Josip Brik könnte schließlich unfreiwillig auf dem Gehweg gelandet sein. Den Rückblenden zufolge war er als Persönlichkeit auch so schon kompliziert genug. Zudem forschte er wie andere »Hitleristen« über den Obersten aller Nationalsozialisten. Das muss nicht jedem gefallen, erst Recht im Umfeld des aktuellen Rechtspopulisten Geert Wilders. Oder wenn eine Sammlerin die Waffe, mit der Adolf Hitler sich das Leben nahm, wie eine Reliquie hegt und pflegt.

Friso de Vos wird es in Philip de Vries mit einem Nebenbuhler zu tun bekommen, der ihm seine Nachfolge auf den Thron Josip Briks streitig macht. Das liest sich oft genug ziemlich schizophren. Ohnehin sind es eher exotische Forscher rund um einen historischen Gegenstand. Sie stellen Fragen, die vor allem bis ausschließlich ihresgleichen interessieren. Sie kümmern sich um die Darstellung Hitlers im Film »unter besonderer Berücksichtigung« der Pornografie im Dritten Reich. Die streitbare Fotografin Leni Riefenstahl ist dafür ein dankbares Kapitel. Oder eine sexsüchtige KZ-Leiterin, die ihre Opfer nach jedem weniger befriedigenden Techtelmechtel eigenhändig kastriert haben soll.

Immer wieder geht es in »Die Republik«, so scheint es zumindest, um reale oder tatsächliche wissenschaftliche Diskussionen. Nachgeborene Nichthistoriker werden hierzu in »Die Republik« eher im Stich gelassen. Sie werden toleriert, dürfen von weit weg zuschauen und mitlauschen.

Wenn nur wenige was verstehen, ist das gut für Nominierungen, Stipendien und öffentliches Lob. Das überregionale »NRC Handesblad« nennt Joost de Vries »unser größtes literarisches Talent und zugleich unser jüngster Debütautor ... Ironisch, intelligent, unterhaltsam, gebildet – intellektuell im besten Sinne des Wortes. Von diesem Autor haben wir noch einiges zu erwarten.«



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