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Rosa Rechtsteiner - Familie im Gepäck. Rosa Rechtsteiner
Familie im Gepäck

KEN. An manchen »Jahrestagen« und »Jubiläen« schlagen Familienkatastrophen häufiger zu. Jemand wird krank, und es stellt sich heraus, dass seine längst verstorbenen Eltern im gleichen Alter ähnliches erlebt hatten. Solch ein Erbe als Gepäck der Familie hinter sich zu lassen, schafft nach Rosa Rechtsteiner Erleichterung und Freiheit für Neues. Und vor allem, es ist möglich.

 
 

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Rosa Rechtsteiner geht in ihrer systemischen Arbeit mit dem Genogramm auf die Suche nach dem Gepäck der Familien. Diese Art der Darstellung ist heute auch aus Organigrammen bekannt, wenn zum Beispiel die Weisungsebenen eines Unternehmens abgebildet werden. Das klassische Genogramm stellt in unterschiedlicher Generationentiefe den Stammbaum einer Person dar. Darin werden weibliche und männliche Familienmitglieder, verstorbene und noch lebende, angeheiratete oder solche, die früher oder später in das System einer Person eingetreten sind, durch Symbole aufgeführt.

Sich aus alten Mustern lösen und zum eigenen Leben finden.

Diese Genogramme nutzt Rosa Rechtsteiner dann für ihre Therapie- oder Coaching-Gespräche nach einer geschützten Methode. In ihrem Buch zeigt sie anhand zahlreicher Beispiele, dass sich bestimmte Muster in der Familiengeschichte wiederholen können. Manche Verhaltensweisen werden unbewusst an die jeweils nächste Generation weitergegeben. Dazu gehören Beziehungstraditonen und belastende Geheimnisse. Selbst der Ausbruch von Krankheiten kann Wurzeln in den Lebensgeschichten unserer Vorfahren haben, ohne dass wir deshalb von genetischen Zusammenhängen sprechen müssten. Vererbt werden gewissermaßen auch störende Atmosphären. Als würden wir uns unserer Herkunft verpflichtet fühlen.

So kommt bei Rosa Rechtsteiner durchaus vor, dass jemand keinen Erfolg in seiner akademischen Entwicklung hat, weil er der erste in seinem System ist, der eine Universität besuchte. »Seelisch« kommt den Klienten dieser Neubeginn vor, als würden sie ihren »Stamm« verlassen, sich selbst quasi ausstoßen. Dabei ist ein unbewusster Teil noch immer der jahrhundertealten Überlieferung verpflichtet: »Wir waren immer Angestellte, bei uns wird niemand jemals Führungskraft!«

Ähnliche Boykottprogramme können auch in Beziehungen eine Rolle spielen. Wenn mehrere Generationen von »starken« Frauen alleinerziehend und ohne lebenslange Beziehungen lebten, könnten sie dieses Muster als »Verpflichtung« an die Urenkelin weitergegeben haben. Glücklich über viele Jahre verheiratet zu sein, könnte von ihr als Verrat an den Ahninnen empfunden werden. Genauso könnte sich der Enkel mit dem verstoßenen Großvater »solidarisieren«, der nie beziehungsfähig war und seine Familie mit seiner Alkoholsucht und Gewalt drangsalierte.

»Familie im Gepäck« hilft, solche Muster wahrzunehmen und sie zumindest für möglich zu halten. Ein Genogramm nach Rosa Rechtsteiner ist dabei die leichteste Übung. Es anschließend zu einem bestimmten, belastenden Thema zu lesen und mit der entsprechenden Intuition zu deuten, ist gewiss eine höhere Kunst. Die meisten Leser werden sich vermutlich schwer damit tun, sich anschließend aus den entdeckten Mustern zu lösen. Vielleicht brauchen sie dazu dann tatsächlich professionelle Unterstützung.

Ich denke jedoch, dass es bereits eine große Hilfe ist, die Beispiele aus dem Buch von Rosa Rechtsteiner auch im eigenen System für möglich zu halten. Ich fand es sehr hilfreich, auf Verhaltensweisen hingewiesen zu werden, die auch in meinem Familiensystem vorkommen. Und wer weiß, vielleicht habe ich sie an meine Kinder, Freunde und Bekannten bereits weitergereicht. Hilfreich ist bei solch einer Arbeit Rosa Rechtsteiners Aufmunterung, dass wir weiterhin zu unserem System gehören werden, auch wenn wir andere Entscheidungen treffen als unsere Geschwister, Eltern und Großeltern. Und in die andere Genogrammrichtung gesprochen: Sollten unsere Kinder und Enkel wiederum andere Entscheidungen treffen, gehören auch sie weiterhin zu uns.

Sich aus den alten Mustern zu lösen und Ja zu den neuen Möglichkeiten zu sagen, ist ein großartiges Stück Freiheit. Wenn wir »dem System« die richtigen Fragen stellen, würde es uns überraschend häufig bestätigen, dass wir mit neuen Verhaltensweisen durchaus in der Tradition unserer Familien stehen. Der Sohn einer Bauerndynastie »baut« als Ingenieur eben auf eine neue Art und Weise an. Und so manche Großmutter würde stolz darauf sein, wenn ihre Enkelin in einer dauerhaft glücklichen Beziehung lebte, die sie aufgrund von Krieg und Verfolgung selbst so nie erleben konnte.

Mit »Familie im Gepäck« bietet Rosa Rechtsteiner uns über die Genogrammarbeit einen Schlüssel zu geheimnisvollen Türen, die wir bis dahin vielleicht empfunden, derer wir uns aber möglicherweise so nicht bewusst werden würden. Der Zugang der Autorin unterscheidet sich von klassischen Aufstellungsarbeiten durch einen zunächst sehr strukturierten statt vor allem intuitiven Zugang. Wobei nach der Erfassung des Genogramms die Intuition der fachlichen Begleiter und der Klienten genauso gefordert sind.



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