Kerry Daynes und Jessica Fellowes
Gestört
KEN. »Gestört« von Kerry Daynes und Jessica Fellowes ist ein Buch, das über weitere Strecken wirklich beängstigt. Die Autorinnen laden dazu ein, die Psychos im eigenen Leben zu erkennen - was auf den ersten Blick in der Regel selten gelingt. Immer wieder habe ich beim Lesen über frühere und gegenwärtige Begegnungen gesagt: »Das war dann aber knapp!«
Mit einem Klick auf das Bild des Covers können Sie das Buch direkt bei Amazon bestellen.
Psychopathen oder Soziopathen sind zunächst einmal Begriffe für die psychische Struktur und deren Auswirkungen auf die Menschen in der Umgebung eines Psychopathen. Dann gibt es einige Abgrenzungen beispielsweise von der narzisstischen Persönlichkeitsstörung mit überzogenen Eitelkeiten oder Menschen mit autistischen Zügen, die keinen Zugang zu ihrer Umwelt finden.
Wissen Sie, wer Ihre Mitmenschen wirklich sind?
Der übliche Psychopath muss nicht gleich ein Massenmörder sein oder Nachbars Katze umbringen. Er ist tendenziell jedoch skrupellos gegenüber seinen Mitmenschen und hat statt einer Schuldeinsicht so etwas wie einen eingebildeten Rechtsanspruch darauf, seine Umgebung straflos zu schädigen.
Schlimm dabei ist auch, dass Psychopathen gleichzeitig Anerkennung für die Dreistigkeit bekommen, sich über das Lebensrecht ihrer Mitmenschen hinwegzusetzen. Egal, ob sie dabei Tausenden die Pensionskassen ausräumen, mit Heiratsversprechen krankhaft die Hoffnung auf persönliches Glück zerstören oder Mitarbeiter, Freundinnen und Nachbarn in die Verzweiflung treiben. Ihre Rücksichtslosigkeit macht psychopathische Chefs und Mitarbeiter erfolgreich. Viele sind nur wegen ihres überzogenen Selbstwertgefühls »dort oben« - und meistens ist das ihre einzige Kompetenz.
Daynes/Fellowes beschreiben psychopathische Strukturen in unterschiedlichen Lebensphasen vom Kind bis hin zu den tyrannischen Eltern, in Beziehungen, bei der Arbeit, im öffentlichen Leben. Zum Glück sind sie großzügig mit Gegenmitteln, und meistens läuft es darauf hinaus, sich eine schützende Umgebung zu schaffen und sich gemeinschaftlich die Psychos mit ihren Spielen vom Leib zu halten. Die tatsächlichen Psychopathen zu erkennen und sie von ausnahmsweise schlecht gelaunten Mitmenschen zu unterscheiden, ist selbst für die forensische Psychologin Kerry Daynes oft schwierig. Sie interviewte für Gutachten mehrfache Mörder und lief selbst immer wieder Gefahr, auf deren Charme und manipulative Fähigkeiten hereinzufallen.
Leider schlagen auch hier das Internet und die Sozialen Netzwerke zu. Jeder kann sich jederzeit mit neuen Identitäten ausprobieren und löscht einfach sein Konto, wenn er eigentlich Verantwortung für materielle oder psychische Schäden bei seinen »Freunden« übernehmen müsste.
Die beiden Autorinnen warnen davor, jeden, der einem zu nahegetreten ist, gleich den Stempel des Psychopathen aufzudrücken. »Gestört« enthält zahlreiche Fragenkataloge und Beispiele, die einem helfen, die Psychos von den trotz allem Normalen zu unterscheiden.