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Brigitte Ott-Göbel - Vom Drachen zum PandaBrigitte Ott-Göbel
Vom Drachen zum Panda

KEN. »Vom Drachen zum Panda« von Brigitte Ott-Göbel erfüllt meiner Meinung nach alle Kriterien für eine gelungene ethnologische Studie. Wer als Geschäftsmann oder gar als Trainer, Coach oder Berater nach China reist, ist mit diesem Rategeber großartig versorgt.

 
 

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Als ich in den 1982 meinen Magister in Völkerkunde machte, haben meine Mitstudenten und ich von Büchern wie diesem geschwärmt. Wir haben über die Sicht von innen und außen zu den Kulturen gesprochen, von Interviews mit Einheimischen und ihren Besuchern und von der teilnehmenden Beobachtung als ultimativem Weg der Recherche. Für all das gab es Fachbegriffe, die in der Regel nur die Ethnologen selbst oder irgendwelche Sprachwissenschaftler verstanden, wie »Emisch-« und »Etisch«-Kategorien.

Führen, Lehren und Lernen im modernen China

All das für die Themen Führen, Lehren und Lernen im modernen China auch noch so verständlich auf knapp 180 Seiten zu verdichten, ist Brigitte Ott-Göbel sehr gut gelungen. Ein paar Stichworte aus dem Inhalt:

In China gibt es auf der einen Seite die Anhänger der Tradition mit hierarchischen Strukturen und tief verwurzelten Erwartungen an Vorgesetzte und Untergebene. Auf der anderen Seite gibt es eine jüngere Generation, die sich ihren eigenen Zugang zu Einfluss und selbstständigerKreativität bei der Problemlösung noch erarbeiten muss. Oder aber Unternehmer, die eine Mischung aus beiden Ansätzen suchen, je nachdem, was ihnen gerade mehr nutzt.

Europäer, die als Geschäftsleute mit Chinesen verhandeln, für Führungskräfte oder Weiterbildner bedeutet all das, ihre Strategien geduldig mit den kulturell bedingten Angeboten abzugleichen. Sie müssen als Lehrende unter Umständen ihre Position in der traditionellen Hierarchie mit eigenen Vorgaben bestätigen. Erst danach können sie ihre Teilnehmer mit neuen Methoden und einem kooperativen Lern- und Arbeitsstil überraschen. Manuskripte sollten möglichst umfangreich sein, weil dies in China eine Bestätigung von Kompetenz und Wissen bedeutet.

In geschäftlichen Verhandlungen gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, kränkt chinesische Partner möglicherweise. Sie möchten ihr Gegenüber in der gemeinsam verbrachten Zeit erst einmal kennen lernen und ihnen mit einem gewissen Stolz auch an ihrer Kultur teilnehmen lassen, zum Beispiel beim Essen und Trinken.

Wenn wir es genau nehmen, ist diese Kennenlernphase uns aus der eigenen Kultur vertraut. In China dauert der Small-Talk möglicherweise länger, zumal seine europäischen Besucher selten Chinesisch sprechen. Aufgrund des bisherigen Lernstils in der Schule drücken sich die Chinesen lieber schriftlich als mündlich in Fremdsprachen aus. Es bleibt also irgendwie vor allem das gemeinsame Tun und Erleben, um einander kennen zu lernen. Der Wandel in der chinesischen Kultur, den Brigitte Ott-Göbel mit dem Titel »Vom Drachen zum Panda« zusammenfasst, geht dabei mit einer angenehmen Offenheit gegenüber dem Rest der Welt einher.

Geschäftsleute und Lehrende finden in dem Buch von Brigitte Ott-Göbel wertvolle Tipps für die Begegnung mit den Menschen in China, von der Tischordnung zu Beginn einer Veranstaltung bis hin zu den Rückmelderunden. Denn Feedback beispielsweise gelingt in China vor allem dann, wenn wir zuvor etwas Positives über die Person oder ihr Projekt gesagt haben. Vielleicht sind solche Hinweise etwas, an das wir auch beim Führen, Lehren und Lernen in Europa wieder öfter denken sollten.



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