Sabine Thiesler
Bewusstlos
KEN. »Bewusstlos« beginnt mit einem therapeutischen Gespräch: »Ich hatte die schönsten Kinder der Welt, Doktor. Glauben Sie mir. Sie waren einfach perfekt«, sagt Christine. Im Alter von sieben Jahren kommt Svenja beim Spielen mit ihrem Zwillingsbruder auf einem Heuboden ums Leben. Ein tragischer Unfall mit dramatischen Folgen.
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Viele Jahre später endet die Feier nach einer Theaterprobe für Raffael mit einem Filmriss, wie schon öfter, wenn er betrunken war. Am Morgen danach erwacht er angekleidet und in einem Bett voller Blut. Raffael vermisst sein geliebtes Messer und ahnt, dass er selbst zum Mörder an einer Frau geworden sein könnte. Aber selbst das ist ihm mehr und mehr egal.
»Ich kann dir nicht sagen, wann er durchknallt.«
Raffaels Leben gerät zunehmend aus den Fugen. Er verliert wenig später seinen Job als Techniker und Bühnenbauer beim Theater und wird immer aggressiver gegenüber der Witwe Lilo, bei der er zur Untermiete wohnt. Was als nette Wohngemeinschaft begann, wird für die alte, freundliche Dame schon bald zur Hölle. Raffael, geprägt von einer schlimmen Vergangenheit in einem Internat, gemieden von den Eltern Christine und Karl, die entsetzt waren über die Brutalität ihres Sohnes, entpuppt sich auch für Lilo als unberechenbarer Psychopath.
Christine und Karl führen inzwischen in der Toskana im idyllischen Castelletto Sovrano mit deutscher Gründlichkeit ein gut gehendes Hotel. Christine hat mit ihrem Karl sogar eine weitere Tochter und bestenfalls die Sorge, dass der ehemalige Professor sie wieder betrügen könnte. Was er auch tut.
Dann taucht völlig unerwartet Raffael auf. Christine hat Angst um Stella, ihre siebenjährige Tochter. Es mehren sich die Zeichen, dass Raffael ihr tatsächlich etwas antun könnte. »Er ist unberechenbar. Er ist cholerisch. Er ist überaus reizbar und ständig betrunken«, sagt Christine. »Ich kann dir nicht sagen, wann er durchknallt. Ich kann dir nur sagen, dass ich ihn nicht kenne, dass er mir unheimlich ist.«
Raffael ist als Apfel nicht weit vom Stamm gefallen, denn auch sein Vater entwickelt eine kriminelle Energie, von der selbst Christine überrascht ist. Aber er wird in jeder Hinsicht von Raffael überboten, der sich ins Castelletto einnistet und die feste Absicht hat, es zum Entsetzen seiner Eltern nicht mehr zu verlassen.
Bei all dem wirken der Polizist Neri und seine Familie mit der Golden Hochzeit ohne Partner für die Oma angenehm skurril, wie Figuren aus einem neuen Roman »Don Camillo und Peppone« von Giovannino Guareschi. Vielleicht braucht es diesen Gegenpol zu Raffael, sonst wäre »Bewusstlos« als Psychogramm eines brutalen Mörders kaum zu ertragen. Ein schrecklicher Roman, was die Täter und ihre Opfer betrifft. Und ein großartiger Thriller von Sabine Thiesler.